Dem baulichen Erbe mit Rücksicht und Respekt zu begegnen, dabei den Charakter des alten Stadels im Zentrum von Kressbronn zu erhalten und ihn mit möglichst wenigen, wohldurchdachten Eingriffen in ein modernes, offenes Haus zu transformieren, waren die Leitgedanken für diesen Entwurf.
Über dem neuen Sockel ersetzt nun eine filigrane Holzkonstruktion die alte Fassade, reagiert sensibel auf den Bestand und verändert diesen behutsam.
Der historische, eher introvertiert wirkende Speicher ist zu einem offenen Haus geworden, das das vertraute Bild mit dem massiven Sockel und großen, offenen Holzdachstuhl zwar konserviert, gleichzeitig aber durch die verwendeten Materialien und die großen Öffnungen im Erdgeschoss eine eindeutig moderne Sprache spricht.
Dazu wurde der Stadel mit einfachen, präzise gesetzten Eingriffen umgestaltet: Sein steinerner, homogen ausgeführter Sockel bewahrt den Eindruck des Massiven und wurde in Dämmbeton mit tiefen, großzügig gesetzten Laibungen ausgeführt. Durch diese neuen Öffnungen gelangt nicht nur deutlich mehr Tageslicht in den Innenraum, vielmehr kann das gesamte Interieur vollkommen neu erlebt werden.
Mit einem nach oben offenen Foyer empfängt das Haus seine Besucher und unterstützt die Kommunikation und Begegnung. Als teilbarer Mehrzweckraum, Ausstellungsfläche und 24-Stunden-Bibliothek kann das Erdgeschoss vielseitig bespielt werden. In der darüber liegenden Bücherei mit der Medien- und Zeitschriftengalerie und den Leseplätzen sind überraschend offene Blicke durch das gesamte Gebäude möglich. Gerade hier treten das Alte und das Neue in einen spannungsreichen Dialog. Nicht nur von außen, besonders auch von innen wird die Balance aus Geschichte und Gegenwart zur besonderen Qualität des Hauses.
Fertigstellung: 2018
Wettbewerb: 2015
LPH: 1-9
BGF: 860 m²
BRI: 3.500 m³
Bauherr: Gemeinde Kressbronn
Ort: Kressbronn am Bodensee
Fotos: Brigida González
Bibliothek Kressbronn